Die Kapellen auf dem Stollen
Kaspar Gmeiner, Besitzer des Hofes am Stollen, machte in einem Familienanliegen (Anlass war die schwierige Geburt des Sohnes Franz Xaver – 1932) das Gelöbnis, bei Erhörung ein Feldkreuz aufzustellen. Nach glücklichem Ausgang bestellte er daher ein Kruzifix beim bekannten Meister Franz Albertani/Bregenz. Dasselbe war so kostbar und prächtig ausgeführt, dass man sich entschloss, kein Feldkreuz aufzustellen, sondern für das Kreuz eine eingene kleine Kapelle zu erbauen, damit es vor der Witterung geschützt sei. Diese Kapelle erhielt am 1. Mai 1934 die Weihe durch Pfarrer Fischer von Langen.
Kaspter Gmeiner sah bei einem Atelierbesuch in Bregenz eine von Albertani gefertigte, besonders ausdrucksstarke Fatimamadonna. Ergriffen erstand er sie, um sie in der Kapelle am Stollen aufzustellen. Von da an trafen sich die Bewohner vom Stollen und Umgebung häufig zum gemeinsamen Gebet in der Kapelle. 1942 war die Botschaft von Fatima eine weit über Europa hinausgehendes Anliegen der Gläubigen geworden. Anlässlich der näher rückenden Kriegsbedrohung machten 1944 einige Pfarrherren von Bregenz ein gemeinsames Gelöbnis: sollte die Stadt Bregenz von Kriegswüstungen verschont blieben, wolle man gerade an diesem Ort eine größere Kapelle zu Ehren der Fatima-Erscheinung bauen.
Die Kriegsereignisse im Mai 1945 gingen zwar nicht ohne Spuren an der Landeshauptstadt vorbei, doch erinnerte man sich nach dem Wiederaufbau der Stadt des Gelöbnisses. 1950 wurde ein eigener Kirchenbauverein gegründet, dem viele ehrenwerte Bregenzer Bürger, einige Leute von Langen und auch mehrere Pfarrherren angehörten. Baurat Braun aus Bregenz wurde mit der Planung und Bauausführung betraut. Kaspar und Agate Gmeiner stellen den ausgewählten Bauplatz kostenlos zur Verfügung. Witwe Anna Kohler geb. Reichart schenkte eine Holzparzelle für die Kapelle. Steine vom 1948 abgebrannten Knappenhaus wurden auf den Bauplatz gebracht. Der Kirchenbau wurde ausschließlich durch Spenden finanziert.
Die feierliche Einweihung der Kapelle zu Ehren „Unserer Lieben Frau von Fatima“ am Stollen, vorgenommen von Landesbischof Tschann, fand am Sonntag, dem 12. Oktober 1952 statt. Anwesend waren der Klerus von Bregenz und Umgebung und etwa 2000 Gläubige. Über das Zustandekommen des Kirchenhauses wurde eine eigene Publikation verfasst und vom Kirchenbauverein Bregenz 1957 herausgegeben. Darinnen kann über Beschäftigte und Bauausführung, Weihe, Gönner, Spender und die Geschichte nachgelesen werden.
Wir beschränken uns auf die bauliche und künstlerische Ausstattung:
Außen: Solides Mauerwerk, Außenverputz; Böden, Stufen und Portale sind ausgelegt mit Alberschwender Sandstein; Kapellendach und Turmhelm, zwei Anbauten für Umkleide und Sakristei.
Innen: Sämtliche Wände sind mit Innenverputz versehen. Die Decken im Vorraum und innen wurden zur Gliederung segmentförmig mit Zierbalken versehen. Im Langhausschiff und Chor Fußbodenfliesen. Die Beleuchtung erfolgt über großes Chorfenster und drei Langhausfenster je Seite, die künstlerischreichhaltig gestaltet sind.
Im Chor: Mariä Krönung. Die Fenster im Schiff zeigen Hemma von Gurk, Nikolaus von Flüe, Katharina Laboure, Antonius von Padua, Maria Goretti und Dominikus Savio.
Linker Seitenaltar: Das Gnadenbild unserer lieben Frau von Fatima und eine Reliquie von Bruder Klaus.
Am rechten Seitenaltar das wunderbare Kreuz von Albertani sowie 4 Evangelistensymbole. Kirchenbänke für etwa 150 Besucher in zwei Blöcken zu je 8 Reihen. Turm an der Nordostseite mit dem Geläute von zwei Bronzeglocken von der Glockengießerei Johann Graßmayr, Innsbruck – Ton h mit 314 kg, Ton d mit 173 kg. Besonders im Marienmonat Mai, aber auch ganzjährig für viele Fatima-Verehrer lädt die Kapelle am Stollen ein.
Der besondere Ort ermuntert immer wieder Hochzeitspaare, sich hier das Jawort zu geben.